Wusstet ihr das die „handelsüblichen“ Insektenhotel gar nicht so toll für die kleinen Summse-Kollegen sind und deswegen auch eher selten von ihnen angenommen werden?
Tja ich auch nicht – und deswegen habe ich mich neulich etwas genauer mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Mir ging es darum Nützlinge im Garten besser zu fördern und ihnen eine Einladenden Umgebung bieten zu können Also habe ich etwas recherchiert.
An diesem Punkt darauf gestoßen das die Anforderungen, die die kleinen Gesellen an ein Hotel haben, nicht unbedingt vom Markt aufgegriffen werden.
Zum Beispiel weil diese oft zu schmal sind, als das die Schutzsuchenden gut darin brüten können. Es wird im Laden also mehr auf den Deko-Effekt als auf wirkliche Funktionalität gesetzt.
Zu unserem Glück ist es gar nicht aufwendig Bienen, Käferlein und sonstigen Getier eine passende Behausung ganz einfach selbst zu bauen.
Möglichkeiten gibt es hier viele, die mit wenig Mitteln und wenig Zeit umgesetzt werden können. Und: es ist eine schöne Sache die man gemeinsam mit seinen Kindern machen kann. Die fördert nicht nur Kreativität sondern schafft auch ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Nützlingen bei uns im Garten.
Also gibt es jetzt einen kleinen Exkurs in Sachen „So bekommt ihr auf Air-Bee-n-Bee eine 5 Sterne Bewertung als Gastgeber“.
Zu nächst einmal das Material: Wichtig ist der Einsatz von Naturmaterialien. Unser Projekt haben wir z.B. mit Bambus realisiert. Was sich ebenfalls gut eignet sind Hartholzblöcke mit gebohrten Löchern, Markhaltige Stängel wie Holunder oder Brombeere (allerdings sind diese nicht so langlebig und sie müssen vorher sorgfältig entmarkt und getrocknet werden), Stroh oder Tannenzapfen. Mit dem richtigen Rahmen kann man die Materialien auch beliebig mischen. Je nachdem welche Nützlinge ihr gerne ansprechen möchtet wählt ihr euer Material aus. Bambus oder Hartholz zieht Bienen an, wobei Stroh, Heu oder Tannenzapfen eher Marienkäfer oder andere Käfer glücklich macht.
Ihr müsst darauf achten das alles genug Luft bekommt damit es nicht feucht wird.
Außerdem solltet ihr vermeiden das die Rohre/Löcher zu kurz bzw. nicht tief genug sind. 15 cm ist die Mindestlänge, damit sich euer Hotel dann auch auf Nachwuchs freuen kann.
Unsaubere Bohrungen oder ausgefranste Bambuskanten solltet ihr schleifen, damit sich niemand beim Einchecken verletzt – Klagen dieser Art wollen wir ja sicher alle vermeiden 🙂
Wenn ihr euch entschieden habt, welche Materialien für euch in Frage kommen überlegt ihr euch wie ihr es umsetzen wollt.
Ihr könnt zum Beispiel in einen Hartholzblock Löcher bohren und diesen dann bei euch im Garten aufstellen. Bietet gerne verschiedene Durchmesser an, mit Löchern zwischen 3-9 mm Durchmesser solltet ihr nichts falsch machen. Die Löcher bohrt ihr in die Längsseite, damit euch das Holz nicht reißt.
Wenn ihr mit Bambus-, Holz, oder anderen Hohlrohren arbeiten wollt überlegt euch was ein geeigneter Rahmen oder Einsatz sein könnte.
Ihr könnt z.B. aus Holzbrettern einen Rahmen bauen oder ihr schlichtet sie in einen Lehm- oder Keramik Blumentopf.
Wichtig ist, egal welche Methode ihr nehmt: die Rohre oder die Löcher müssen hinten geschlossen sein, sonst werden die Gäste nicht lange bleiben und auch keine 5 Sterne hinterlassen. Bambus eignet sich in der Hinsicht sehr gut durch die natürlichen Knoten, die innerhalb des Stabes gebildet werden. Richtig abgeschnitten spart man sich die Arbeit es zu verschließen.
Wenn ihr die Löcher selbst verschließen müsst achtet auch hier darauf naturbelassene Materialien zu verwenden. Was sich nicht eignet sind Knet- oder Modelliermasse. Das hat man mit Kindern zwar häufig schnell bei der Hand, hält aber nicht lange. Es würde schnell austrocknen und reißen, was dann wiederum die Schimmelgefahr innerhalb des Rohres erhöht. Außerdem erhält sowas sehr oft Konservierungsstoffe die im schlimmsten Fall giftig für die Insekten sein können.
Bessere Alternativen sind Lehm oder Ton, solange er nicht chemisch behandelt ist. Mit lösungsmittelfreien Holzleim kann man kleine Holzstücke oder Rinde auf die Rückseite kleben. Eine dritte Möglichkeit wäre noch Wachs, das ist geruchsneutral – solange ihr nicht alte Duftkerzen verwendet 😉 – und bienenfreundlich.
Bevor ihr dann letztendlich das Basteln beginnen könnt, macht euch vorher noch kurz Gedanken ob ihr auch einen geeigneten Standort für euer geplantes Hotel habt. Auch hier kann man ein paar Dinge falsch machen, die letztendlich dazu führen das der erwartete Gästeansturm ausbleibt.
Ihr braucht am besten einen sonnigen, trockenen und windgeschützten Ort. Idealerweise könnt ihr den Hoteleingang mit Ausrichtung Südwest bis Südost aufstellen. Regen- und Bodennässe sollten vermieden werden. Daher sollte es mindest 1 m hoch oder höher stehen, z.B. an einem Baum, Pfosten, Zaun, Balkon,… Wenn ihr es stellt anstatt zu hängen achtet auf einen sicheren Stand.
Auf Schatten müsst ihr dagegen nicht achten, eure Gäste werden die Sonne zu schätzen wissen.
Wenn sich euer Traum vom eigenen (Insekten-)Hotel mit einem passenden Standort vereinbaren lässt, steht euch nichts mehr im Weg euer Projekt alleine oder mit euren Kindern zu realisieren.
Wenn ihr es zusammenbaut könnt ihr euch noch ein paar schöne Gestaltungsideen überlegen. Vielleicht basteln eure Kinder noch ein Schild mit einem schönen Hotelnamen? Oder sie helfen euch beim Bemalen der Behausung.
Aber auch hier gilt: achtet darauf was ihr verwendet. Lacke, Kunstharzfarbe, Sprühfarben, Neon oder Glitzfarben oder auch deckend Farbschichten eigenen sich nicht. Diese enthalten Lösungsmittel und Dämpfe oder sind stark reizend oder giftig für die Insekten. Die Neon- und Glitzerfarben können Insekten abschrecken. Zu stark deckende Farbschichten können Schimmelbefall begünstigen wenn euer Holz nicht mehr atmen kann.
Setzt hier lieber auf Naturfarben ohne Lösungsmittel oder Lasuren.
Wenn es doch etwas Farbe bekommen soll (ich weiß schon – bunt ist immer besser) verwendet wasserbasierte Acrylfarben und setzt diese in Maßen und nur außen ein. Diese Farben sind meistens ungiftig. Verwendet man diese sparsam und lässt sie auch noch etwas ausdampfen hat meine einen schönen Mittelweg zwischen Bunt-kreativ und natürlicher Bauweise.
Die Eingänge sollten unbemalt und naturbelassen bleiben, damit sich eure Gästen wohlfühlen können.
Falls ihr jetzt so richtig Lust habt ein Hotel zu bauen, euch aber noch ein bisschen die Ideen fehlen, habe ich mal zusammengeschrieben wie wir das gemacht haben:
Materialliste:
- Holzbretter für den Rahmen
- Bambusstäbe (die Menge hängt von der Größe eures Rahmens und der Dicke des Bambus ab. Hier müsst ihr vermutlich einfach schätzen und ausprobieren.)
- Schleifpapier oder eine Feile
- Schnur zum aufhängen (+Schere zum abschneiden)
- Rinde als Dach (alternativ kann dafür auch ein anderes Brett oder z.B ein Keil verwendet werden)
- Akku Schrauber
- Universal-Schrauben (richtet sich nach den verwendeten Brettern)
Schritt 1 – Bretter vorbereiten
Wir haben als erstes die Bretter für den Rahmen vorbereitet. Ich habe die Bretter an den Außenseiten etwas angeschleift damit wir darauf malen können. Wir haben uns für eine schlichte Bemalung mit ein paar Blumen entschieden.
Schritt 2 – Rahmen vorbereiten
Als nächstes haben wir einen 3-seitigen Rahmen (oben offen) gebaut. Dazu haben wir zwei Bretter mit dem Bodenbrett verschraubt. Ich habe dazu einfach pro Brett zwei Schrauben genommen. Ich habe Universal Schrauben 3,5 x 40 verwendet. Das richtet sich aber je nachdem welche Stärken ihr an Holz verwendet. Am Ende muss es Stabil zusammenhalten.
Schritt 3 – Bambus schlichten
Unseren Rahmen haben wir dann mit den Bambusstücken voll gestapelt. Wir haben darauf geachtet das die offene Seite immer in eine Richtung zeigt und nochmal kontrolliert das die Öffnungen groß und gratfrei sind. Wenn ein Bambus fransig war haben wir nachgefeilt damit die Eingänge glatt sind.
Wir haben den Bambus lose reingelegt. Man kann aber auch mit Holzleim arbeiten damit die Stäbe fester zusammenliegen. Wir haben den Bambus absichtlich nicht akkurat in der Länge angeordnet, da wir ja eine natürliche Umgebung simulieren wollen. „Wild romantisch“ war mein Ansatz 😉
Ihr könnt natürlich beim zurechtschneiden darauf achten das ihr eine einheitliche Länge wählt wenn euch das besser gefällt. Aber das ist dann einfach ein persönlicher Geschmack 🙂
Schritt 4 – Rahmen schließen
Wenn ihr euren Bambus geschlichtet habt kommt das fehlende Rahmenteil drauf. Ihr könnt die waagrechten Bretter zwischen den horizontalen festschrauben oder andersrum. Am Ende muss halt ein 4-seitig geschlossener Rahmen entstehen. Da wir uns mit der Menge an unserem Bambus etwas verschätzt haben, habe ich das vierte Rahmenteil in der Breite angepasst und es dann zwischen die beiden waagrechten verschraubt.
Schritt 5 – Aufhängung
Für die Aufhängung habe ich einfach zwei weitere Schrauben jeweils vorne und hinten festgeschraubt, die ich weit genug nach außen stehen lassen habe um daran Schnur zu befestigen. Ihr könnt alternativ auch Ösen eindrehen oder Eindrehhäken, an der ihr eure Schnur befestigen könnt. Wenn ihr einen Stellplatz habt könnt ihr die Aufhängung auch weglassen. Da wir so eine chaotische Zusammenstellung der Stäbe haben, habe ich vorsichtshalber von vorne und hinten Schnüre angebracht, damit es dann nicht kippelt – man weiß ja nicht ob sich mal eine dicke Hummel zu uns verirrt und dann alles ins Wanken gerät 😉
Schritt 6 – Dach anbringen
Für das Dach haben wir uns dann einfach für ein Stück große Rinde entschieden, das ich auf der Oberseite mit Schrauben befestigt habe. Das gefällt mir sehr gut, weil es schön natürlich ausschaut.
Man kann natürlich auch ein Dach mit zwei weiteren Brettern bauen, die man auf Gehrung schneidet und dann verschraubt. Oder man setzt Bretter nicht längs sondern Quer darüber um den Eindruck eines Vordachs zu erwecken. Oder ihr sammelt kleine Stöckchen und schraubt diese als Dach drauf. Eurer Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt 😉
Nachdem das Dach fest und die Schnüre gespannt waren habe ich es vorsichtshalber noch etwas ausdünsten lassen. Wir haben zwar sehr wenig Farbe verwendet aber sicher ist sicher (sagt Doktor Brumm).
Um das Tourismus Angebot dann noch perfekt zu machen, haben wir in der Nähe noch eine kleine Bienentränke aufgestellt. Dazu haben wir einfach eine flache Unterschale eines Blumentopfs genommen, ein paar Steine reingelegt und mit Wasser aufgefüllt.
Die Steine helfen den Insekten das Wasserbad wieder zu verlassen, sollten die Flügel nass geworden sein. Vermeidet bitte stehen gelassenes Wasser im Eimer o.ä. Da kommen die meisten Insekten nicht mehr aus eigener Kraft heraus. Eine schöne flache Schale mit Steinen oder Holz, hilft ihnen eine sichere Abkühlung im nahenden Sommer zu finden.
Nachdem wir dann alles schön eingerichtet haben heißt es jetzt warten auf eifrige Besucher 🙂
Habt ihr so etwas in der Richtung auch schon mal ausprobiert? Wie waren eure Erfahrungen damit?
Solltet ihr euch den Spaß gemacht haben und euch eurer eigenes Traum-Hotel für Insektengebaut haben schickt mir doch davon ein Bild auf Instagram. Ich würde mich sehr freuen.
Alles Liebe, eure Anna




